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Jakobsweg vom 13.11. bis 28.11.2022

Jakobsweg vom 13.11. bis 28.11.2022

13. November 2022 | Anreise
Hochmotiviert und gut gelaunt startete ich um 07:30 Uhr meine Reise in das spanische Galicien. Diese Pilgerreise würde ein besonderes Highlight werden, insbesondere weil Papst Franziskus das Jakobinische Heilige Jahr 2021 aufgrund der Corona-Pandemie auf das Jahr 2022 verlängert hatte. Die heiligen Jahre sind bei Pilgerreisenden besonders beliebt. Die erste Etappe meiner Reise führte mich vom Flughafen Düsseldorf aus in die iberische Metropole Madrid. Mit etwas Verspätung erreichte ich die spanische Hauptstadt. Bis zu meinem Anschlussflug nach Santiago de Compostela verblieben mir noch rund 60 Minuten. Gegen 15:50 Uhr startete das Flugzeug vom Flughafen Madrid-Barajas in die rund 600 Kilometer nordwestlich gelegene Stadt Santiago de Compostela. Nach einer Flugzeit von rund 50 Minuten war Santiago schnell erreicht. Santiago de Compostela begrüßte mich mit strömendem Regen und so beschloss ich, mit einem Taxi zu meiner Unterkunft zu fahren. Nachdem ich in der Unterkunft für die erste Nacht mein Zimmer bezogen hatte, unternahm ich gegen 18:15 Uhr einen kurzen Spaziergang zur nahegelegenen Kathedrale von Santiago. Es hatte aufgehört zu regnen und mit rund 15 Grad Celsius waren die Rahmenbedingungen für den Spaziergang sehr angenehm. Nach dem Besuch der Kathedrale schlenderte ich etwas durch den historischen Stadtkern von Santiago und ich suchte mir im Anschluss ein kleines Restaurant für ein leckeres Abendessen. Als auf dem Rückweg zu meiner Unterkunft erneut der Regen einsetzte, waren es, Gott sei Dank, nur noch wenige Meter bis zu meinem Hotel. Somit endete mein Anreisetag nach Santiago de Compostela.

 

14. November 2022 | Weiterreise nach Sarria
Für den heutigen Tag stand die Weiterreise zum Startpunkt meiner Wanderung auf dem Programm. Nach einem reichhaltigen Frühstück in meiner Unterkunft in Santiago ging es um 11:00 Uhr mit einem gebuchten Transfer von Santiago in das rund 125 Kilometer entfernte Sarria. Die östlich von Santiago gelegene Kleinstadt Sarria gehört zur Provinz Lugo und beheimatet weniger als 15.000 Einwohner. Gegen 12:20 Uhr erreichte ich meine Unterkunft in der Kleinstadt Sarria, in unmittelbarer Nähe des örtlichen Bahnhofs.  Für den Nachmittag hatte ich eine Erkundungstour durch Sarria geplant. Bei rund 15 Grad Celsius und bedecktem Himmel machte ich mich auf den Weg in das historische Zentrum. Ich schlenderte durch die kleinen Gassen und besuchte einige Aussichtspunkte. Auf dem Rückweg erkundete ich die moderne Innenstadt von Sarria, meinen Spaziergang beendete ich mit einem Restaurantbesuch und einem Einkauf im Supermarkt. Gegen 18:00 Uhr war ich wieder in meiner Unterkunft, somit waren die Aktivitäten für den heutigen Tag beendet.

 

15. November 2022 | Wanderung von Sarria nach Morgade: 13,2 km
Gegen 07:00 Uhr wachte ich auf und ich machte mich für die erste Wanderung auf dem Jakobsweg fertig. Gegen 08:30 Uhr hatte ich gefrühstückt und ich hätte eigentlich die Wanderung beginnen können. Es regnete jedoch sehr stark und somit verschob ich den Startzeitpunkt für die Wanderung um mindestens eine Stunde. Laut Wetterbericht sollte der Regen im Laufe des Vormittags nachlassen. Gegen 10:00 Uhr hatte der Regen nachgelassen und ich machte mich auf den Weg zum Startpunkt der ersten Etappe meiner Jakobsweg-Wanderung. Pünktlich um 10:30 Uhr hatte ich den von mir ausgewählten Startpunkt im Zentrum von Sarria erreicht. Die Wanderung begann bei etwa 13 Grad Celsius, mit einigen Treppenstufen und somit mit dem Aufstieg in das historische Viertel von Sarria. Nach rund einem Kilometer verließ ich den Ortskern von Sarria und setzte meine Wanderung in der freien Natur fort. Eine wirklich sehr schöne landschaftliche Umgebung, die jedoch nach einer Eingewöhnungsphase einen sehr steilen und langgezogenen Anstieg bereithielt. Nach dem beschwerlichen ersten Aufstieg folgten immer wieder kleinere Anstiege. Ein Highlight der heutigen Etappe war der Besuch der Kirche „Santiago de Barbadelo“. Nach einem kurzen Aufenthalt an der Kirche setzte ich meine Wanderung fort. Es ging weiter durch die wunderschöne Natur mit ihren prachtvollen Bäumen und kleinen Bachläufen. Gegen 13:10 Uhr setzte leichter Regen ein und gegen 13:30 Uhr ereilte mich ein kurzer, aber sehr heftiger Regenschauer. Während der gesamten Wanderung begegneten mir nur vier weitere Pilger auf der Wanderstrecke, offensichtlich sind im regenreichen Monat November nicht sehr viele Pilger auf dem Jakobsweg anzutreffen. Nach 13,2 Kilometern, beziehungsweise gut viereinhalb Stunden später, erreichte ich mein heutiges Tagesziel in Morgade. Während meiner Wanderung absolvierte ich Anstiege mit in Summe 427 Höhenmetern, dem standen abfallende Streckenanteile mit 205 Metern gegenüber. Gefühlt ging die Strecke ständig bergauf, was natürlich nicht den Tatsachen entsprach. In Summe war es eine anstrengende Etappe, in der ich immer wieder kleinere Pausen einlegte, insbesondere auch, um mein Sprunggelenk zu entlasten. Als Fazit bleibt festzuhalten: Wegen des nassen Untergrunds und des optimalen Schuhwerks hatte ich, trotz der starken Belastung, keine signifikanten Probleme mit meinem Sprunggelenk. An meinem heutigen Zielort in Morgade machte ich eine längere Pause und am späteren Nachmittag gab es, als Belohnung für die Mühen, ein leckeres Essen, auch um den Kalorienhaushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Mit Blick auf die noch anstehenden Etappen schonte ich im weiteren Tagesverlauf mein Sprunggelenk und sammelte Kraft für den morgigen Tag. Somit endete meine erste Etappe auf dem Camino respektive mein erster Wandertag auf dem Jakobsweg.

 

16. November 2022 | Wanderung von Morgade nach Portomarin: 11,9 km
Die heutige Etappe auf dem Jakobsweg sollte mich von Morgade nach Portomarin führen. Es hatte fast die ganze Nacht geregnet, gegen 08:00 Uhr hatte der Regen zwar deutlich nachgelassen, der Himmel war aber noch immer wolkenverhangen und es war sehr windig. Im Laufe des Vormittags sollte sich das Wetter bessern. Um 09:25 Uhr startete ich, bei kühlen acht bis zehn Grad Celsius, meine heutige Wanderung in Richtung Portomarin. Immerhin, die Regenwolken hatten sich verzogen, es war trocken, jedoch weiterhin sehr windig.  Die ersten Meter pilgerte ich auf einer Landstraße, bevor der Jakobsweg auf einen Feldweg verzweigte. In einer traumhaften Umgebung wanderte ich durch die Natur. Aufgrund der starken Regenfälle der vergangenen Nacht waren die Waldwege teilweise sehr matschig und es hatten sich zahlreiche Pfützen gebildet. Gegen 09:55 Uhr erreichte ich die kleine Gemeinde Paradela, die zur Provinz Lugo gehört und Heimat von weniger als 2.000 Menschen ist. Gegen 10:00 Uhr besuchte ich die örtliche Kirche, „Igrexa de Santa Maria Ferreiros“. Nach einem kurzen Aufenthalt an der Kirche und einem Stempeleintrag in meinen Pilgerpass setzte ich meine Wanderung fort. Gegen 10:20 Uhr erreichte ich die Markierung beziehungsweise den Meilenstein „100 Kilometer“. Nicht, dass ich bereits 100 Kilometer auf dem Jakobsweg zurückgelegt hätte – nein, von diesem Punkt an waren es auf dem Jakobsweg noch genau 100 Kilometer bis zur Kathedrale von Santiago de Compostela. Die „Kilometersteine“ zeigen somit die noch zu absolvierende Anzahl der Kilometer an. Nach einer kleinen Verschnaufpause setzte ich meine Wanderung fort, jedoch nicht, bevor ich meinen Pilgerpass mit dem Stempel für die „100 Kilometer Marke“ versehen hatte. Die Wettersituation hatte sich weiter verbessert, es war zwar windig, aber trocken. Der Jakobsweg führte mich weiter durch die wunderschöne Natur, über Stock und Stein wanderte ich über Wald- und Feldwege. Viele schöne Aussichtspunkte passierte ich während meiner Wanderung. Der mittlere Streckenabschnitt meiner heutigen Tour war sicherlich landschaftlich nicht ganz so schön, denn es ging über eine asphaltierte Straße und auch der Ausblick in die Natur war eher bescheiden. Positiv war jedoch, dass der Randstreifen der Straße mit Rollsplitt und Laub versehen war – definitiv ein Geschenk für mich, denn der weiche Untergrund entlastete mein Sprunggelenk. Gestern hatte ich gefühlt mit unzähligen Anstiegen zu kämpfen, heute war es genau umgekehrt. Zwar kann es auch anstrengend sein, bergab zu laufen, aber mit starkem Wind, der mir ins Gesicht blies, war es in Summe in Ordnung. Gegenwind und bergauf zu laufen wäre deutlich schwieriger und unangenehmer gewesen. Auf der heutigen Etappe lag das Gefälle bei 471 Metern, dem standen Anstiege mit in Summe 198 Metern gegenüber. Nachdem ich den Straßenabschnitt passiert hatte, ging es wieder in die grüne Natur und kurz vor der Ortschaft Portomarin zweigte ich auf den „historischen Streckenabschnitt“ des Jakobsweges ab. Nachdem ich eine vielbefahrende Straße überquert hatte, war schon der Rio Mino zu sehen. Über die Brücke des Rio Mino ging es dann zum Ortseingang von Portomarin. Über eine steile Treppe ging es hinauf in den Ortskern von Portomarin, wo meine heutige Tagesetappe endete. Portomarin ist eine kleine, aber wunderschöne Ortschaft. Das dortige Zentrum mit dem Rathaus und der Kirche „Igrexa de San Xoan“ ist eingesäumt von zahlreichen kleinen Straßen und Gassen. Portomarin liegt am Rande des Jakobsweges und zählt rund 1.500 Einwohner.     

 

17 . November 2022 | Wanderung von Portomarin nach Ventas de Narón: 14,3 km
Gegen 09:00 Uhr verließ ich meine Unterkunft in Portomarin und spazierte durch den Ortskern der Gemeinde in Richtung Jakobsweg. Bevor ich den Jakobsweg erreichte, musste ich die obligatorischen Treppenstufen einer Brücke hinabsteigen, die über eine Umgehungsstraße von Portomarin führt. Um 09:19 Uhr startete ich meine Wanderung in Richtung Ventas de Narón. Es war wolkenverhangen, jedoch trocken, mit rund 13 Grad war die Temperatur angenehm. Diese Tagesetappe sollte es in sich haben! Zunächst war es ein angenehmer Spaziergang, jedoch erwarteten mich sehr bald langgezogene und teilweise sehr steile Anstiege. Der Gegenwind machte mir zusätzlich das Leben schwer. Diese ersten Kilometer waren für mich eine echte Herausforderung!  Nach dem enorm steilen Streckenabschnitt half meinem Sprunggelenk wiederum ein Randstreifen, der mir einen weichen Untergrund zum Laufen bot. Nach rund drei Kilometern verzweigte der Jakobsweg dann auf einen Waldweg. Nicht nur die Sonne strahlte in diesem Augenblick, auch ich war glücklich. Die nächsten Herausforderungen sollten jedoch nicht lange auf sich warten lassen: böiger Wind, immer wieder Regenschauer, bisweilen stärker, ständige Wetterumbrüche – zwischendurch ließ sich wenigstens gelegentlich die Sonne blicken. Der Waldweg war teilweise sehr schlammig und Wasserfontänen prasselten immer wieder von den Bäumen, der Wegesrand war außerdem ein Eldorado für Pilzsammler. Gegen 11:50 Uhr erreichte ich eine kleine Ortschaft mit der Kirche „Igrexa de Gonzar“. Ich pilgerte weiter auf dem Jakobsweg und nach rund einem Kilometer legte ich dann eine längere Pause bei Albergue Ortiz ein. Ich kaufte mir einen Snack und einen Orangensaft und setzte im Anschluss an die wohlverdiente Pause meine Wanderung fort. Nach weiteren 500 Metern erreichte ich die Kirche „Igrexa de Santa María de Castromaior”, ich legte einen kurzen Fotostopp ein und marschierte anschließend weiter in Richtung „Castro de Castromaior“. Wiederum war ein steiler Anstieg zu bewältigen, bevor ich die Ausgrabungsstätte Castro de Castromaior erreichte. Die Sonne ließ sich wieder blicken, was den Besuch der Ruinenlandschaft besonders angenehm machte und auch der Ausblick auf das Umland bot ein tolles Panorama. Glaubt man den Erzählungen, so soll es sich bei dem Castro de Castromaior um eine Siedlung handeln, die bis zum ersten Jahrhundert besiedelt gewesen ist. Sichtbar sind heute die ausgegrabenen Grundruinen, die Wälle, Mauern und Gräber zeigen. Bis zu meinem heutigen Etappenziel in Ventas de Narón waren es noch rund 2,8 Kilometer und auf meinem letzten Streckenabschnitt wurde ich wieder von einem kurzen, aber sehr heftigen Regenschauer überrascht, sodass ich einen Unterschlupf suchen musste. Ventas de Narón erreichte ich gegen 14:45 Uhr, die Laufstrecke von gut 14 Kilometern beinhaltete Anstiege von 485 Höhenmetern, das Streckengefälle betrug 133 Meter.

 

18. November 2022 | Wanderung von Ventas de Narón nach Palas de Rei: 12,1 km
Um 09:15 Uhr stand ich startklar an der Kapelle „Capela da Magdalena“ in Ventas de Narón, um meinen heutigen Pilgerweg nach Palas de Rei anzutreten. Es regnete allerdings wieder einmal stark, daher wartete ich noch rund 15 Minuten ab, bis sich der Regen gelegt hatte. Um 09:31 Uhr war es dann soweit, ich startete nach überstandenem Regenschauer und bei acht Grad Celsius meine heutige Tagesetappe in Richtung Palas de Rei. Der Jakobsweg stieg zunächst wie bereits gewohnt etwas an, jedoch wurden Anstrengungen und Mühen belohnt: Plötzlich wurde ein wundervoller Regenbogen sichtbar. Einige Minuten schaute ich mir diesen an, der zwischendurch immer wieder an Intensität zu- und abnahm. Danach wanderte ich eine kleine Straße entlang, die am Rand über einen angenehm zu laufenden Sandgehweg verfügte. Nach dem kurzen Anstieg zu Beginn der Strecke, wies der Jakobsweg nun primär Gefälle auf. Man konnte das Gefühl haben, die gesamten erklommenen Höhenmeter der vergangenen Tage führten nun zu teilweise starken und steilen Abstiegen. Dieser Streckenabschnitt war sehr einsam zu laufen, keine weiteren Pilger und nur hin- und wieder lag ein Bauernhof am Rande des Jakobsweges. Um 10:23 Uhr erreichte ich die kleine Ortschaft Ligonde. Ich durchquerte die kleine Gemeinde und machte an einem Pilgerbrunnen halt, um mich mit Wasser zu versorgen. Nach Ligonde ging es auf ländlichem Pfad weiter. Ein kleiner Trampelpfad, teilweise sehr abschüssig, machte mir zwischendurch das Leben schwer. Nachdem ich einen kleinen Bach überquert hatte, erreichte ich um 10:48 Uhr die Gemeinde Airfxe. Der kleine Ort wirkte wie ausgestorben, nur ein kleiner Hund begleitete mich einige Meter. In Airfxe besuchte ich die örtliche Kirche und eine Pilgerstatue, bevor ich meine Wanderung fortsetzte. Gegen 11:20 Uhr, kurz vor der Ortschaft Portos, begann es erneut sehr stark zu regnen. Erstmalig kam mein Regenponcho zum Einsatz, weil ich auf freier Strecke dem Regen ungeschützt ausgesetzt war. Als ich rund 25 Minuten später Portos passiert hatte, hörte der Regen schlagartig auf und es wurde sofort sonnig. Gegen 12:00 Uhr machte ich auf freier Strecke eine kleine Getränkepause und dehnte mein Sprunggelenk etwas, als unerwartet jemand hinter mir stand und mich fragte, ob alles in Ordnung sei? Der erste Wanderer, dem ich heute in diesem Streckenabschnitt begegnete, und wir kamen ins Gespräch. Das Gesprächsthema war, nachdem wir uns bekannt gemacht hatten, klar – der Wanderer kam aus Sydney, Australien. Wir setzten gemeinsam unseren Marsch nach Palas de Rei fort und plauderten viel über den Jakobsweg, Deutschland und natürlich Australien. Am Ortseingang von Palas de Rei verließ ich nach 11,4 Kilometer den Jakobsweg. Für die Distanz von Ventas de Narón nach Palas de Rei benötigte ich rund drei Stunden und 19 Minuten, hierbei hatte die Strecke ein Gefälle von 319 Höhenmetern und die Anstiege schlugen mit 178 Meter zu Buche. Ich spazierte durch Palas de Rei bis zu meiner Unterkunft für die nächsten beiden Tage. An meiner Unterkunft wurde mir erst bewusst, dass ich den Jakobsweg viel zu früh verlassen hatte, weil dieser direkt bis in den Ortskern von Palas de Rei führte. Gegen Abend begab ich mich wieder zu dem Ausgangspunkt, wo ich am Mittag den Jakobsweg verlassen hatte, und ich holte den ausgelassenen Streckenabschnitt (etwa 700 Meter) nach. Es war eine neue Erfahrung für mich, den Jakobsweg erstmals während der Dämmerung kennenzulernen. In Summe hatte ich hierdurch das heutige Etappenziel erfüllt und ich konnte somit die nächste Etappe im Ortskern von Palas de Rei beginnen. 

 

19. November 2022 | Ruhetag in Palas de Rei
Am heutigen Tag stand ein Ruhetag in Palas de Rei auf dem Programm. Dieser Ruhetag wurde bewusst gewählt, da ich meinem Sprunggelenk nach den ersten anstrengenden Wandertagen etwas Pause gönnen wollte und natürlich auch, um neue Kraft zu sammeln. Der Tag war gut ausgewählt, es regnete nahezu den ganzen Tag und es war bitterlich kalt. Am Vormittag, während einer kurzen Regenpause, besuchte ich den Markt von Palas de Rei und ich machte einen kleinen Spaziergang durch den Ortskern. Nach einem kurzen Snack und einem Einkauf im örtlichen Supermarkt regenerierte ich am Nachmittag, auch, weil es wieder extrem stark regnete. Am frühen Abend durchstreifte ich nochmals den Ortskern der Gemeinde. Nach einem Abendessen und einem anschließenden Spaziergang durch die Ortschaft endete mein Ruhetag in Palas de Rei mit der wohlverdienten Nachtruhe.

 

20. November 2022 | Wanderung von Palas de Rei nach Melide: 14,3 km
Nach dem gestrigen Ruhetag stand für mich heute die nächste längere Etappe auf dem Programm. Um 09:30 Uhr verließ ich meine Unterkunft und machte mich auf den Weg zur Kirche von Palas de Rei. Ich stieg die Anhöhe zu der kleinen Kirche hinauf und nach einem kurzen Aufenthalt an der Kirche startete ich um 09:40 Uhr meine heutige Wanderung in Richtung Melide. Zunächst führte der Jakobsweg durch den Ortskern von Palas de Rei, bevor der Pilgerweg wieder sein ländliches Gesicht zeigte. Ich folgte dem Jakobsweg in Richtung Curuxas und dann weiter in Richtung San Xulián do Camiño. Die kleine Ortschaft San Xulián do Camiño, mit weniger als 50 Einwohnern, erreichte ich gegen 10:40 Uhr. Besonders schön war für mich der Besuch der romanischen Pfarrkirche des Ortes, die aus dem 12. Jahrhundert stammen soll, sowie der Stempeleintrag in meinen Pilgerausweis, der in der Kirche vorgenommen wurde. Nach dem Besuch von San Xulián do Camiño setzte ich meine Wanderung in Richtung A Graña und Fontedomouro sowie Casanova fort. Die Wanderstrecke war wunderschön, malerische Landschaften, mit kleinen Bachläufen und absolute Ruhe. War es zu Beginn der Wanderung in Palas de Rei mit acht Grad noch recht kühl, waren die Temperaturen nun mit 14 bis 15 Grad sehr angenehm. Nach dem verregneten gestrigen Tag strahlte heute sogar teilweise die Sonne. Gegen 12:20 Uhr gab es für mich dann ein besonderes Highlight. Ich erreichte die Bar „Casa de los Somoza“. Nun hatte ich etwa die Hälfte meiner geplanten Pilgerroute zurückgelegt. Der Jakobsweg Meilenstein zum Kilometer 58,6 befand sich in unmittelbarer Nähe zu der Lokalität. Es konnte kaum einen schöneren Platz geben, um das „Bergfest“ zu feiern. Ich kaufte mir einen leckeren Snack und ein Getränk und schaute mir im Anschluss den wunderschönen Park des Casa de los Somoza an. Es waren noch gut fünf Kilometer bis zu meinem heutigen Etappenziel in Melide.   Zunächst führte der Jakobsweg weiter durch die schöne Landschaft Galiciens, bevor der Endabschnitt eher landschaftlich unspektakulär war. In Melide führte der Jakobsweg über eine Brücke in die Ortschaft. Ich verließ den Jakobsweg am Kilometerstein 53,30 und zweigte auf die Hauptstraße von Melide ab. Mein Hotel lag nur etwa 200 Meter vom Jakobsweg entfernt. Die Wanderung von Palas de Rei nach Melide war wirklich sehr schön, obwohl mir die letzten zwei Kilometer nicht leichtgefallen waren und mein Sprunggelenk sich durchaus bemerkbar machte. Auf der heutigen Etappe hatte ich auf dem Jakobsweg eine Gesamtstrecke von 14,29 Kilometer zurückgelegt und hierfür, in Summe, gut vier Stunden und 50 Minuten benötigt. Der Anstieg auf dieser Tagesetappe lag kumuliert bei 262 Metern und das Gefälle lag in Summe bei 389 Höhenmetern.

 

21. November 2022 | Ruhetag in Melide           
Nach einer unruhigen Nacht war ich froh, dass ich heute keine Wanderung absolvieren musste. Nicht nur der stürmische Wind und der prasselnde Regen störten meine Nachtruhe, am späten gestrigen Abend stellten sich signifikante Gelenkschmerzen ein. Es waren Gelenkschmerzen, wie ich sie schon während meiner Covid-Infektion kennengelernt hatte, mittelstarke bis starke Schmerzen – ich sollte besser sagen, ein extremes Brennen in den Gelenken – insbesondere im oberen Körperbereich beziehungsweise in den Fingern, den Ellenbogen und im Schulterbereich. Sporadisch hatte ich nach meiner Corona-Infektion in den vergangenen Wochen immer wieder einmal mit diesem Phänomen zu kämpfen, diesmal waren die Schmerzen aber überproportional stark. Ein derartiges „Schmerzphänomen“ war und ist mir nach meiner Covid-Erkrankung, insbesondere bei Stress und starker Müdigkeit, wohl bekannt. Am späten gestrigen Nachmittag startete ich die Bearbeitung dieses Buches, hochkonzentriert gestaltete ich über mehrere Stunden diesen Bildband, um auch geistiges Training zu betreiben und meine Konzentrationsfähigkeit zu steigern. Ich führte die Schmerzentwicklung auf diese Tätigkeit zurück, es würde in das Gesamtbild der vergangenen Wochen und Monate passen. Zusätzlich zu dem, ich nenne es mal „Covid-Schmerzphänomen“, waren auch die Schmerzen in meinem Sprunggelenk überproportional stark, und so beschloss ich, zwei starke Schmerztabletten einzunehmen. Nach einer weiteren Schmerztablette in den frühen Morgenstunden, es müsste so gegen 04:30 Uhr gewesen sein, schlief ich dann ein. Am späten Vormittag waren die Schmerzen deutlich reduziert, gegen 13:00 Uhr war ich dann plötzlich schmerzfrei. So schnell und unvorbereitet wie dieses Schmerzereignis am Vorabend auftrat, so schnell verging es nun plötzlich wieder. Diese Schmerzentwicklung ist eher untypisch für mich, denn meistens hielten die Schmerzen, auch in der jüngeren Vergangenheit, etwa zwei bis drei Tage an. Trotz großer Müdigkeit – und auch das ist seit meiner Corona-Erkrankung ein echtes Thema – beschloss ich, einen kurzen Spaziergang an der frischen Luft zu machen. Vor meiner Covid-Erkrankung genügten mir im Durchschnitt täglich etwa vier bis sechs Stunden Schlaf, um leistungsfähig zu sein. Seit der Corona-Erkrankung benötige ich mindestens acht bis neun Stunden Schlaf täglich und gegebenenfalls auch mehr. Mein Spaziergang führte mich in den Ortskern von Melide. Nach rund 90 Minuten war ich wieder zurück in meiner Unterkunft. Nach meiner Rückkehr auf mein Hotelzimmer machte ich etwa zwei Stunden Pause und schlief etwas, bevor ich den Tag mit einem leckeren Abendessen im Hotel ausklingen ließ.

 

22. November 2022 | Wanderung von Melide nach Arzúa: 16,3 km  
Mit der Wanderung nach Arzúa sollte für mich heute die längste Einzeletappe auf dem Programm stehen. Nachdem ich gefrühstückt hatte, verließ ich gegen 09:15 Uhr das Hotel in Melide und ich machte mich auf den Weg zum Startpunkt des Jakobsweges, der nur wenige hundert Meter entfernt lag. Um 09:23 Uhr startete ich meinen Pilgergang in Melide an der Kilometermarkierung 53,3 – bei rund acht Grad Celsius und bei leichtem Nieselregen. Zunächst führte mich der Jakobsweg durch den Ortskern von Arzúa, bevor die Pilgerstrecke wieder ländlicher wurde. Der ländliche Streckenabschnitt war wiederum wunderschön, jedoch begleitete mich auf den ersten etwa fünf Kilometern weiterhin Nieselregen. Einen kurzen Stopp machte ich in Santa Maria an der örtlichen Kirche, bevor ich meine Wanderung fortsetzte. Gegen 11:00 Uhr erreichte ich die kleine Ortschaft Boente, die zum Einzugsgebiet von Arzúa gehört und knapp 150 Menschen ein Zuhause bietet. Boente gilt als wichtiger Ort während der Jakobswallfahrt. Ich passierte den Ortskern und da die örtliche Kirche „Igrexa de Santiago de Boente“ geöffnet war, trat ich ein. Ich erhielt einen Stempel in meinen Pilgerausweis und durfte in der Kirche verweilen. Mit dem Kirchenwächter, einem sehr netten Mann aus Venezuela, kam ich etwas ins Plaudern und er erlaubte mir, Fotos im Kirchenraum zu machen, die ich dann sogar in dieses Buch aufnehmen durfte. Ich erfuhr auch, dass die Kirche dem Apostel Jakobus geweiht ist und sie hierdurch nochmals einen besonderen Stellenwert genießt. Die äußerlich eher unscheinbare Kirche verfügt über ein sehr schönes Kircheninnere und insbesondere die Jakobus-Statue ist sehr sehenswert. Nach dem Kirchenbesuch setzte ich gegen 11:40 Uhr meine Wanderung fort. Nachdem ich die Ortschaft Boente verlassen hatte, pilgerte ich weiter auf den schönen Land- und Waldwegen Galiciens. In der kleinen Ortschaft O Rio machte ich gegen 12:40 Uhr eine kurze Pause, bevor ich meine Wanderung in Richtung Arzúa fortsetzte. Kurz vor meinem heutigen Etappenziel waren noch einige langgezogene Anstiege zu bewältigen und ein letzter kurzer Streckenabschnitt führte parallel zu einer dichtbefahrenen Straße in den Ortskern von Arzúa. Den Ortseingang der Kleinstadt erreichte ich gegen 14:05 Uhr, wobei der Jakobsweg weiter in den Ortskern von Arzúa führte.  Nach der langen Wanderung war ich hungrig und es begann, sehr stark zu regnen. Infolgedessen suchte ich mir an meinem Zielort ein Restaurant und kaufte nach einem leckeren Essen im Supermarkt noch Getränke ein. Im Anschluss daran setzte ich meine Wanderung fort und passierte den Ortskern von Arzúa, bevor ich nach gut 16,3 Kilometern den Jakobsweg verließ und mich in Richtung meiner Unterkunft begab. Bis zu meiner Unterkunft waren es noch rund 800 Meter und es regnete noch immer sehr stark. Für die heute absolvierte Pilgerstrecke benötigte ich rund sechs Stunden und 27 Minuten. Diese Zeit beinhaltete auch die Zeit für das Mittagessen und den Getränkeeinkauf. Auf der heutigen Tagesetappe lagen die Anstiege bei 460 Höhenmetern und die abfallenden Streckenanteile machten 513 Höhenmeter aus.  Eine anstrengende Tagesetappe war somit bewältigt und bis zu meinem Endziel, der Kathedrale von Santiago de Compostela, waren es noch rund 39 Kilometer.

 

23. November 2022 | Wanderung von Arzúa nach Salceda: 11,6 km   
Meine siebte Wanderung sollte mich am heutigen Tag von Arzúa nach Salceda führen. Ich verließ meine Unterkunft in Arzúa gegen 09:30 Uhr und machte mich zu Fuß auf den Weg in den Ortskern. Nach wenigen hundert Metern erreichte ich die Ortsmitte von Arzúa. Nachdem ich schnell gefrühstückt hatte, startete ich zunächst einen kurzen Spaziergang durch die Ortschaft, bevor ich um 10:42 Uhr meinen Pilgergang auf dem Jakobsweg startete. Nachdem es in der vergangenen Nacht nahezu ununterbrochen geregnet hatte, war nun das Wetter hervorragend. Ich startete meine Wanderung bei 13 Grad Celsius und bei strahlendem Sonnenschein. Die Wetteraussichten für den heutigen Tag waren ebenfalls gut, es sollte sonnig und trocken bleiben. Die Strecke von Arzúa nach Salceda gehört in meiner Wahrnehmung zu den schönsten Abschnitten auf dem Jakobsweg, die ich bisher gesehen hatte. Ich hatte schon viele landschaftlich sehr schöne Streckenabschnitte kennenlernen dürfen, diese Etappe war aber wahrlich atemberaubend – besonders die alten Eichenwälder und die kleinen Bachläufe waren traumhaft. Gegen 12:50 Uhr machte ich in einer schönen Bar eine kurze Pause und holte mir einen Stempel für meinen Pilgerausweis ab, bevor ich meinen Marsch fortsetzte. Am Kilometerstein 30,8 kam ich an einer kuriosen Bar vorbei – zahlreiche Bierflaschen waren hier „aufgespießt“ beziehungsweise gesammelt worden, es könnten hunderte von Bierflaschen gewesen sein. Ich setzte meinen Pilgergang fort, ich genoss die Natur und ich legte einige kurze Pausen ein. Diese Wanderung war wirklich entspannt und erholsam. Zwar gab es auch auf dieser Strecke wieder einige Anstiege, diese machten mir jedoch nicht sehr viel aus und in meiner Wahrnehmung waren diese Steigungen auch nicht sehr anspruchsvoll. Vielleicht war ich so entspannt und konnte diesen Tag so sehr genießen, weil die vermeintlich anstrengenden Etappen nun hinter mir lagen und das Restprogramm bis Santiago als „eher überschaubar“ galt. Glücklich und zufrieden erreichte ich um 14:08 Uhr den Ortseingang von Salceda und kurze Zeit später verließ ich am Kilometerstein 27,3 den Jakobsweg, womit meine heutige Wanderung endete. Für die heutige Wanderung benötigte ich rund drei Stunden und 30 Minuten, hierbei legte ich nach eigener Messung 11,62 Kilometer zurück. Die Anstiege betrugen 263 Meter, das Streckengefälle lag bei 282 Höhenmetern. 

 

24. November 2022 | Wanderung von Salceda nach Rua: 6,8 km       
An diesem Donnerstag sollte ich auf dem Jakobsweg von Salceda nach A Rúa wandern, die Wegstrecke war mit rund sieben Kilometern die kürzeste Tagesstrecke der gesamten Pilgertour. Um 07:00 Uhr machte ich mich für die anstehende Wanderung fertig, anschließend packte ich meine Reisetasche und machte diese für die Abholung beziehungsweise den Gepäcktransport fertig. Exakt um 09:20 Uhr hatte ich den Startpunkt für meine heutige Wanderung erreicht, vier Minuten später startete ich meinen Fußmarsch an der Kilometermarkierung 27,3 in Salceda. Mit zwölf Grad Celsius war die Temperatur zwar angenehm, es war jedoch sehr diesig, teilweise nebelig und zwischendurch setzten immer wieder leichte Regenschauer ein. Meiner Stimmung konnte das aber keinen Abbruch leisten, denn es waren nur noch knapp 28 Kilometer bis Santiago de Compostela und bisher hatte ich die Tagestouren alle gut gemeistert, trotz eher schwieriger Rahmenbedingungen. Gleich zu Beginn meiner heutigen Wanderung musste ich etwas schmunzeln – ein Spaßvogel hatte aus Mandarinenschalen auf dem Straßenasphalt einen „Jakobsweg-Pfeil“ kreiert, der den nachfolgenden Wanderern den Weg weisen sollte.  Der Jakobsweg führte mich wieder über Wald- und Wiesenwege, aufgrund der teilweise starken Regenfälle an den vergangenen Tagen war auch hier der Untergrund extrem schlammig und aufgeweicht. Zahlreiche Pfützen hatten sich auf dem Pilgerweg gebildet. Leichter Nieselregen begleitete mich auf den ersten rund eineinhalb Kilometern. Da ich heute Morgen nicht gefrühstückt hatte, merkte ich nach rund zwei Kilometern, dass bei mir ein Hungergefühl aufkam. Irgendwie fehlte mir mein Frühstück, was sich auch in meinem Kräftehaushalt widerspiegelte. Bei jedem Schritt fühlte ich mich etwas schwächer. Es sollte mir eine Lehre sein: „Beginne niemals eine Wanderung, ohne vorher eine gute Grundlage geschaffen zu haben!“. Nachdem ich auf dem Jakobsweg rund vier Kilometer absolviert hatte, erreichte ich eine kleine Bar, die geöffnet hatte. Ich war sehr froh, konnte ich doch endlich das fehlende Frühstück nachholen. Gut gestärkt setzte ich im Anschluss meine Wanderung fort.  Auch dieser Streckenabschnitt zwischen Salceda und A Rúa war wiederum sehr schön. Tolle Wanderwege, kleine Bäche, die aufgrund der starken Regenfälle der vergangenen Tage viel Wasser führten und eine sehr schöne und interessante Flora. Ganz entspannt pilgerte ich die Strecke und legte dabei immer wieder Pausen ein. Auch wenn es zwischendurch immer wieder mal regnete und meine Hose teilweise an den Beinen sehr nass war – es war trotz allem eine schöne Wanderung. Gegen 12:05 Uhr erreichte ich mein heutiges Etappenziel in A Rúa. An der Wegmarkierung bei Kilometer 20,58, wo ich morgen meinen vorletzten Pilgergang starten würde, verließ ich den Jakobsweg und ging zu meiner Unterkunft in unmittelbarer Nähe. Auf der heutigen sehr moderaten Wegstrecke, die ich inklusive Pausen in rund zwei Stunden und 40 Minuten bewältigt hatte, betrugen die absolvierten Anstiege 141 Höhenmeter und die abschüssige Wegstrecke belief sich auf 237 Höhenmeter.

 

25. November 2022 | Wanderung von A Rúa nach Lavacolla: 9,5 km  
Auf der vorletzten Etappe meiner Pilgerroute stand für den heutigen Tag die Wanderung von A Rúa nach Lavacolla auf dem Programm. Nach einem reichhaltigen Frühstück brachte ich meine Reisetasche zum Sammelpunkt für die Gepäckabholung und um 09:32 Uhr machte ich mich auf den Weg zum Startpunkt meiner heutigen Pilgerwanderung, dem Punkt, an dem ich gestern meinen Gang auf dem Jakobsweg beendet hatte. Um 09:34 Uhr startete ich die Wanderung auf dem Pilgerweg. Für die heutige Tour war eine Distanz von etwa zehn Kilometern vorgesehen. Das Wetter war hervorragend: sieben Grad Celsius, ein fast wolkenfreier Himmel und es sollte den ganzen Tag trocken bleiben. Wie bereits in den vergangenen Tagen führte die Pilgerroute durch die schöne Natur Nordspaniens. Primär wanderte ich auf Waldwegen die, aufgrund der Regenfälle der vergangenen Tage, noch recht matschig und schlammig waren. Für mich der perfekte Untergrund für eine angenehme Wanderung. Die ersten knapp vier Kilometer der Wanderung waren recht angenehm, doch dann kam plötzlich ein für mich völlig unerwarteter Kräfteeinbruch. Neben der schwindenden Kraft lief meine Nase und ich hustete stark. Ich hatte in Arzúa in einem Zimmer mit Klimaanlage geschlafen und anschließend war ich etwas verschnupft, das könnte der Grund gewesen sein, neben den Regenschauern, die mich immer wieder mal auf meinen Touren ereilten. Eine Covid-Infektion konnte ich nahezu ausschließen, da ich mich zwischendurch getestet hatte – letztmalig heute Morgen. Nach einer Pause fühlte ich mich wieder deutlich besser und ich setzte meine Wanderung fort. Auf der zweiten Streckenhälfte hielt die Pilgerroute einige sehr langgezogene Steigungen für mich parat, da ich mich aber zwischenzeitlich gut erholt hatte, meisterte ich die Anstiege – wenn auch mit einiger Mühe. Eine weitere kurze Pause machte ich, als am Wegesrand ein Händler Souvenirs und Verpflegung für das pilgernde Volk anbot. Nach einem kurzen Plausch, einer Stärkung und einem Stempeleintrag in meinen Pilgerausweis setzte ich meinen Fußmarsch fort. Im Anschluss passierte ich das Einzugsgebiet des Flughafens von Santiago de Compostela, bevor ich meinen Zielort Lavacolla erreichte. Ich befand mich somit schon im Umkreis von Santiago, etwa zehn bis zwölf Kilometer nordöstlich der Innenstadt der Hauptstadt Galiciens. An der Kilometermarkierung 11,14 – um 12:46 Uhr – verließ ich den Jakobsweg und ging in Richtung meiner Unterkunft, die rund 650 Meter vom Jakobsweg entfernt lag. Auf meiner heutigen Tagesetappe waren Anstiege, in Summe von 272 Höhenmetern zu absolvieren und das Gefälle lag bei 227 Höhenmetern. Ich war froh, dass ich meine Unterkunft frühzeitig erreicht hatte und dass ich sofort mein Zimmer beziehen konnte. Im weiteren Tagesverlauf rastete ich und gönnte meinem Körper eine Ruhephase, als Vorbereitung auf die morgige letzte Etappe zur Kathedrale von Santiago de Compostela. 

 

26. November 2022 | Wanderung von Lavacolla nach Santiago de Compostela: 11,2 km         
Für den heutigen Tag stand die letzte Etappe meiner Pilgerwanderung, mit der Ankunft an der Kathedrale von Santiago de Compostela, auf dem Programm. Noch immer machte mir meine Erkältung zu schaffen und auch mein Sprunggelenk schmerzte etwas. Ich beschloss, den für 08:45 Uhr geplanten Start meiner Wanderung etwas zu verschieben. Gegen 10:05 Uhr verließ ich meine Unterkunft und machte mich auf den Weg zum Startpunkt der letzten Etappe, die am Kilometerstein 11,14 beginnen sollte. Um 10:14 Uhr startete ich meinen letzten Pilgergang in Richtung Santiago. Zunächst wanderte ich wieder einen flachen und landschaftlich schönen Streckenabschnitt, bevor einige stärkere Anstiege folgten, die die erste Streckenhälfte dann nahezu komplett dominierten.  Um 11:53 Uhr passierte ich die Kilometermarkierung 5,08 und es stellte sich bei mir so etwas wie Wehmut ein: Sollte ich traurig sein, weil ich in gut fünf Kilometern mein Endziel erreichen und dann meine Wanderung enden würde? Oder sollte ich glücklich sein, die Pilgerroute erfolgreich absolviert zu haben? Ich entschloss mich, glücklich zu sein, weil ich mein Ziel erreichen würde und außerdem konnte ich ja jederzeit wieder eine neue Pilgertour starten, um dieses Erlebnis zu wiederholen. Nur wenige Augenblicke nachdem ich die Kilometermarkierung passiert hatte, erreichte ich den Aussichtspunkt „Monte do Gozo“ mit einem herrlichen Blick auf das Umland von Santiago sowie den Stadtkern der Pilgermetropole, auch die Türme der Kathedrale waren bereits zu erkennen. Mittlerweile hatte ich den landschaftlich schönen Teil der Pilgerroute verlassen, nun ging es primär durch städtisches Gebiet. Die Pilgerroute führte mich nun quer durch den Stadtkern von Santiago, bevor ich gegen 13:50 Uhr die Kathedrale von Santiago de Compostela, bei strahlendem Sonnenschein, erreichte – was für ein Empfang! Nachdem ich zuerst die Kathedrale und das Grab des Apostels Jakobus besucht hatte, folgte ein Fototermin vor der Kathedrale der Pilgermetropole und im Anschluss daran machte ich mich auf den Weg zum Pilgerbüro, um die La Compostela zu beantragen. Die La Compostela ist das Zertifikat über die erfolgreiche Absolvierung der Pilgerroute. Zusätzlich zur Compostela erhielt ich noch einen Nachweis über die gewanderten Kilometer von Sarria nach Santiago. Nachdem ich die Compostela erhalten hatte, erholte ich mich etwas an der Kathedrale und genoss die Sonne. Nach einem gemütlichen Spaziergang durch den Stadtkern von Santiago und einem verspäteten Mittagessen machte ich mich auf den Weg zu meinem Hotel. Nach einer kurzen Ruhepause in meiner Unterkunft ging ich nochmals zur Kathedrale, denn ich wollte ursprünglich um 19:30 Uhr an der Pilgermesse teilnehmen. Ich war aber einfach zu müde, so kehrte ich gegen 19:45 Uhr in mein Hotel zurück und verschob den Besuch der Pilgermesse auf den morgigen Sonntag.

 

27. November 2022 | Freizeit in Santiago de Compostela       
Als ich gegen 07:00 Uhr aufwachte, regnete es wie aus Eimern. So schön der gestrige Tag war, heute sollte es nahezu den ganzen Tag regnen und meistens sehr stark. Ich machte mich für den anstehenden Tag fertig und ich frühstückte im Hotel. Gegen 08:30 Uhr verließ ich meine Unterkunft und machte mich auf den Weg zur Kathedrale von Santiago de Compostela, um an der Pilgermesse teilzunehmen. Obwohl der Weg zur Kathedrale nur wenige hundert Meter betrug und trotz Regenschirms, war ich bei der Ankunft an der Kathedrale „nass bis auf die Knochen“ und komplett durchgefroren. Um 09:30 Uhr begann die Pilgermesse in der Kathedrale von Santiago de Compostela, eine wirklich sehr schöne Andacht. Nach Beendigung der Pilgermesse verweilte ich noch längere Zeit in der wunderschönen Kathedrale, bevor ich das Gotteshaus gegen 12:30 Uhr verließ. Es regnete noch immer sehr stark. Leider war unter diesen Umständen an eine weitere ausgiebige Erkundungstour durch den Stadtkern der Pilgermetropole nicht zu denken. Ich nutzte die wenigen Regenpausen, um mir zumindest die nähere Umgebung der Kathedrale und das historische Viertel anzusehen. Nach einem verspäteten Mittagessen, gegen 16:00 Uhr, kehrte ich gegen 17:15 Uhr in mein Hotel zurück und freute mich nur noch auf eine heiße Dusche. Somit endete mein letzter Aufenthaltstag auf meiner Pilgerreise frühzeitig.

 

28. November 2022 | Abreise 
An diesem Montagmorgen sollte meine Pilgertour mit der Rückreise nach Deutschland enden. Gegen 04:15 Uhr machte ich mich für die Abreise fertig und ich packte meine Reisetasche. Mit einem Taxi ging es um 06:00 Uhr durch das menschenleere und verregnete Santiago de Compostela in Richtung Flughafen. Nachdem ich am Flughafen mein Gepäck aufgegeben hatte, vertrieb ich mir die Zeit bis zum Abflug im Wartebereich des Flughafens und ich kaufte einige Präsente ein. Der für 09:15 Uhr geplante Flug von Santiago de Compostela nach Madrid verschob sich um rund 20 Minuten. Nach einer Flugzeit von knapp einer Stunde erreichte ich den Flughafen Adolfo Suárez Madrid-Barajas in der spanischen Hauptstadt. Bis zum anschließenden Weiterflug nach Düsseldorf, der für 16:15 Uhr geplant war, hatte ich somit reichlich Zeit und ich nutzte diese Zeit für ein Mittagessen und um den Flughafen in Madrid zu erkunden. Gegen 15:45 Uhr stieg ich ins Flugzeug ein, für meine letzte Flugetappe von Madrid nach Düsseldorf. Wie bereits in Santiago verzögerte sich auch in Madrid der Abflug, dennoch erreichte ich meinen Zielflughafen in Düsseldorf pünktlich um 18:53 Uhr. Somit endete für mich eine sehr schöne Reise.

ENDE der Reise